Wenn dieser Fernsehspot kam, liefen alle vor dem Fernseher zusammen:
Eine Kollegin gibt meiner vierjährigen Tochter die Hand: "Ich bin die Tina!" Prompte Antwort: "Was kosten die Kondome?"
Es gab lange eine Baustelle mit Ampel vor unserem Dorf. Öfters fluchte mein Mann: "Hier steht man, bis man schwarz wird". Hedya, damals 5 Jahre alt, sieht das erste Mal im Konsum einen Schwarzen, geht hin, streichelt ihm die Hand und sagt:"Du Armer, du musstest aber lange an der Ampel warten." Der gute Mann war nicht nur über das Verhalten unserer Tochter irritiert, sondern auch darüber, dass mein Mann und ich losschrieen vor Lachen.
Bei größeren Veranstaltungen wie Weihnachtsmarkt blieb mir gar nichts anderes übrig, als Hedya, Heiko und Helge (nur ein Jahr auseinander) Schals umzubinden und die Schals miteinander zu verknoten, um alle Kinder auch wieder nach Hause zu bringen. Weihnachtsmarkt, Hjllmar konnte inzwischen laufen: "Mama, werd ich jetzt auch aufgeknüpft".
Wir wohnten direkt am See und hatten Besuch. Sagt der Bekannte: "Komisch, Hedya und Hjllmar sind blond und der Helge ein solch ausgeprägter Rotschopf." Hjllmar, etwa 3 Jahre, antwortete ihm: "Dat kummt vom Platsch (See). Da isset feucht. Der rostet."
Ein Nachbar mokierte sich über unseren damaligen Kater, den wir von der Tierklinik übernommen hatten. Pinky hatte durch einen Unfall ein verkrüppeltes Bein und war blind. Ob es nicht besser sei für das Tier, ihn einzuschläfern. Hjllmar, 4 Jahre: "Pinky kann nit sehn und nit jut jehn, du kannst nit denkn. Machn wa dich deswejen dot?"
Helge kam mit Wasserpistole nach Hause. Diskussion über Kriegsspielzeug. Unvermittelt meinte er: "Mama, druß scheent de Sonne, it is n scheena Tach. Kannste mir nich eenfach eene runterhaun wie andre Mamas och?"
Ich habe mich mal versprochen und statt "Norma" "Abnorma" gesagt. Im Supermarkt kräht Helge im Kindersitz des Einkaufswagens los: "Mama, sind wir bei Abnorma?"
In einer gemischtreligiösen Familie kann es zu Problemen kommen, mit denen keiner rechnet. Schwiegermutter gestorben. Familie motzt, weil die Kinder zur Beerdigung mitkommen. War ihre Oma, also nehmen wir sie doch mit. Trauerfeier in einer katholischen Kapelle. Über dem Altar ein Riesenkreuz (für jemanden, der das nicht kennt, könnte es ja auch ein Fensterkreuz sein) mit einem manngroßen Jesus. Trauergottesdienst soll beginnen. Schweigen, Schniefen. Plötzlich Hjllmar (3) laut und deutlich: "Du Mama, da is een Eenbrecha" (Einbrecher) und zeigt auf den hölzernen Jesus. "Pssst, ruhig!" Nun hat sich Hjllmar noch nie den Mund verbieten lassen, also noch lauter: "Du Mama, da is een Eenbrecha". Schweigen, statt schniefen glucksen. Oh nein, nicht schon wieder meine Kinder. Ins Ohr geflüstert: "Sei leise, das ist Jesus". Hjllmar empört und entsprechend laut: "Is schnurz, wie dat Eenbrecha heeßt. Dat will doch de Oma klaun." Angesichts seines erbosten Gesichtes kapituliert und mit ihm die Kapelle verlassen, nicht ohne lautstarken Protest seinerseits, den Einbrecher verjagen zu müssen. Nach Hjllmars Einlage wurde es eine sehr fröhliche Beerdigung, weil jeder mit seinem Lachen kämpfte.
Zu Hause erklärt er seiner "Sozialoma": "Oma Walau (Waltraud), da war een Eenbrecha, dat wollt de Oma klaun. Mussten wa se schnell vastecken un eenbuddeln. Aba da findet der se nich mehr, da isse sicha."
Kindergeburtstag im Hansa-Park. Vier Kinder plus zwei Freundinnen meiner Tochter, also sechs. Was tun, wenn dort ein Kind abhanden geht? Alle bekommen die gleiche Hose an. Geht ein Kind verschütt, anderes Kind nehmen, Hose zeigen und nach der vermissten Hose fahnden. Gefiel meiner Tochter überhaupt nicht. Eine alte Frau, die mit ihren beiden Enkeln dort war, bemerkte zu unseren Kindern, dass sie aber schöne Hosen anhätten. Hedya: "Das trägt man halt im Kinderknast. Aber heute haben wir Freigang." Entsetzt guckend schrie die alte Dame sofort ihre Enkel herbei. Hatte wohl Angst, dass die "Knastkinder" ihren Enkeln was antun.
Respektvoll steht hinterm Rotschopf Helge Schwester Hedya, dahinter Heiko und daneben eine Freundin von Hedya. Der Frechdachs in den Holzklotschen, der wenig respektvoll Robby die Hand schüttelt - na wer wohl - Hjllmar.
Hatte Hedya (4.5 Jahre) und Heiko (5 Jahre) mit zur Uni. Bot sich durch das fast gleiche Alter an, Entwicklungen eines "normalen" Kindes mit der Entwicklung eines Kindes mit Down-Syndrom zu vergleichen. Nach dem Seminar wollten wir nach Hause fahren, vor dem Gebäude kamen uns vier Skinheads entgegen. Einer von ihnen schaute Heiko an und rief: "Guckt mal, da issn Doofer". Die rauchenden Studenten vor dem Gebäude schmissen die Kippen weg und waren auf Absprung - eine brenzlige Situation. Hedya hatte sich blitzschnell von der Hand losgemacht, zu dem Skinhead hin und sich vor ihm aufgebaut: "Mann, wat bist du blöd, dat du nich siehst, dat der nich doof sondan behindat is". Riesengelächter, beim Skin wechselte Gesichtsfarbe auf Osram und die vier machten sich schleunigst vom Acker. Damit hatten sie wohl nicht gerechnet, von so einem kleinen Käthe-Kruse-Püppchen, wie sie vom Aussehen (nur Aussehen) damals war, Paroli zu bekommen. Nach der Einlage war Hedya wochenlang Gesprächsstoff an der Uni mit höchster Heiterkeitsgarantie. Passierte mir dann später oft, dass ich gefragt wurde: "Ach so, du bist die Mutter von Hedya"? Ihr Bekanntheitsgrad war entschieden größer als meiner, auch ohne Abitur und Immatrikulation.
Spielplatz. Holger und ich auf der Bank und genießen die Sonne. Unsere Kinder auf dem Klettergerüst und wie immer die lautesten. Sagt eine ältere Dame zu Hedya und Helge: "Ihr habt aber eine große Klappe". Der Jüngste, den sie zunächst nicht wahrgenommen hatte, sitzt ganz oben auf dem Gerüst und kräht zu ihr runter: "Dat hamse von Mama. Dat Baba kricht de Snüss nit up". (Das haben sie von der Mama. Der Papa bekommt den Mund nicht auf) Mein Göttergatte lag vor Lachen quer über der Bank. Und bevor ich meinen Schock verdauen konnte, ging mich die alte Dame an, wie ich das arme kleine Kind da oben auf dem Gerüst turnen lassen kann, das sei doch gefährlich. Schiebt Hedya hinterher: "Der fällt schon nich. Der hat die Affenarme von unsan Papa". Nun lag ich auf der Bank vor Lachen, Hjllmar spielte weiter Äffchen und die alte Dame ging kopfschüttelnd weiter und murmelte gut hörbar was von Verwahrlosung vor sich her. Helge hatte es wohl nicht richtig verstanden und schaltete sich nun auch ein: "Nee, die Läuse sin wech mit Goldgeist." Mamis liefen los, fingen ihren Nachwuchs ein, Spielplatz nun in der alleinigen Hand meiner Kinder und mein Mann und ich lachten bis zu Bauchschmerzen.
Fazit: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.
Wir auf Paddeltour. Station im Ruderclub Vilshofen. Hjllmar kommt mit einem Jungen ins Gespräch. "Ihr müsst aber arm sein, wenn ihr im Urlaub auf einem Fluss unterwegs seid. Wir fliegen im Urlaub ganz weit weg und wohnen in Hotels." Das Wort "arm" ist nun echt für Hjllmar ein Reizwort. "Und dir gehört das Flugzeug?" "Nein!" "Siehste, aber mir gehört mein Kanu. Ich hab es nicht nötig, mich mit gepumpten Dingern fortzubewegen."
Wie gesagt, das Wort "arm" ist für Hjllmar ein Reizwort. Das war nicht genug. Der Junge streichelte hingebungsvoll unsere Hunde. "Magst Du Hunde?" "Ja, aber meine Mama erlaubt mir keinen Hund." Ein Blitzen in Hjllmars Augen. "Meine Mama lässt unseren Hund von ganz weit weg mit einem Flugzeug einfliegen. (Henrietta kam als Tierschutzhund aus Spanien) Wer ist denn nun arm? Ich hab jetzt drei Hunde."